Regie: Karø Goldt
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Biografie: Karø Goldt, geboren 1967 in Günzburg.
1998 Diplom an der Schule für künstlerische Photographie, Wien.
2000 Stipendium des BKA Wien für die Cité des Arts, Paris.
2003 Stipendium des BKA Wien für New York.
2004 AIR 05 Stipendium des Medienturm, Graz und Museumsquartier, Wien.
2005 Projektstipendium des BKA Wien für unilateral. Projektstipendium des Berliner Senats für BOUQUET und floral.
Arbeiten in öffentlichen Sammlungen: K21, Düsseldorf; Anker Versicherung Wien; NBK, Berlin; Medienturm, Graz; ZKM Karlsruhe; Centre Georges Pompidou, Paris. Seit 1998 zahlreiche Ausstellungsbeteiligungen und Festivalscreenings.
website: www.karoegoldt.de
Land: Deutschland, Österreich
Jahr: 2010
Synopsis: Erfahren sein, kann Blindheit für die Welt bedeuten.
Unsichtbar ist, was keinen Eindruck hinterlässt.
Der Film blind ist in vier Reigen unterteilt. Jeder Reigen ist einem philosophischen Ansatz gewidmet, einer Jahreszeit zugeordnet und durchläuft die Motive Adler, Eule und Geier. Jeder Reigen beinhaltet fünf Tänze und jeder Tanz ist ein Zitat. Die Zitate sind in Braille zu sehen, aber nicht lesbar. Die Projektion der Schrift ist für Blinde nicht zu ertasten. Also auch für sie nicht lesbar.
1. Reigen / Jaynes / Frühling
1. Tanz: Sprache ist ein Wahrnehmungsorgan.
2. Tanz: Wahrgenommene Außenwelt wird Metapher für die Innenwelt.
3. Tanz: Bewusstsein ist eine Analogiewelt auf sprachlicher Basis.
4. Tanz: Suche nach dem Unschuldszustand der Gewissheit in den Mythologien des Faktischen.
5. Tanz: Das Konzept der Wahrheit ist eine kulturell gesetzte Orientierung.
2. Reigen / Heisenberg / Sommer
1. Tanz: Wirklichkeit ist verschieden, je nach dem, ob wir sie beobachten oder nicht.
2. Tanz: Die richtige Fragestellung ist der Weg zur Lösung des Problems.
3. Tanz: Materie und Energie als komplementäre Beschreibungen der Realität.
4. Tanz: Wir können das Ergebnis einer Beobachtung nicht vollständig objektivieren.
5. Tanz: Wenn man darauf besteht, niemals einen Irrtum auszusprechen, muss man eben schweigen.
3. Reigen / Wittgenstein / Herbst
1. Tanz: Die Welt ist die Gesamtheit der Tatsachen, nicht der Dinge
Alles was wir überhaupt beschreiben können, könnte auch anders sein.
2. Tanz: Die Sätze der Logik sind Tautologien. Sagen also nichts.
3. Tanz: Der Sinn der Welt muss außerhalb ihrer liegen.
Das Subjekt gehört nicht zur Welt, sondern ist eine Grenze der Welt.
4. Tanz: Die Lösung des Problems des Lebens merkt man im Verschwinden des Problems.
5. Tanz: Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.
4. Reigen / Popper / Winter
1. Tanz: Eine Aussage ist genau dann wahr, wenn sie mit den Tatsachen übereinstimmt.
2. Tanz: Die Erkenntnis ist ein Erzeugnis der Menschen.
Alle Theorien sind unsere Erfindungen.
3. Tanz: Objektive Erkenntnis ist ohne ein erkennendes Subjekt.
4. Tanz: Alle Menschen sind fehlbar.
Unsere Suche nach objektiver Wahrheit ist bedroht von unserer Hoffnung
sie bereits gefunden zu haben.
5. Tanz: Wir dürfen die Wahrheit nicht mit Sicherheit verwechseln.