Regie: Wolfgang Lehmann
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Biografie: Geboren 1967 in Freiburg in Breisgau.
Durch die Mitarbeit in einem Jugendfilmclub und Filmkritiken in regionalen Zeitschriften kam er 1988 zum Kommunalen Kino Freiburg, wo er bis 2005 tätig war.
Wolfgang Lehmann recherchierte und organisierte unterschiedliche Werkschauen und Programme. Sein Schwerpunkt lag insbesondere auf der Vermittlung und Aufführung von Werken der Film- und Videoavantgarde von ihren Anfängen bis zur Gegenwart.
Die Neugierde, Unbekanntes und Vergessenes aufzuspüren und vorzustellen wurde in den letzten Jahren durch das Interesse und die Auseinandersetzung mit "grenzüberschreitenden“ Werken ergänzt und Wolfgang Lehmann beschäftigte sich insbesondere mit Arbeiten, wie Filmperformances und anderen Live-Aufführungen, die nur im Hier und Jetzt aufführbar sind. Als Abschied und Abschluss seiner Arbeit in Freiburg organisierte er 2004 das Festival Freiburger Filmforum: Expanded Cinema & Avantgarde Film in Zusammenarbeit mit dem Kommunalen Kino, Theater Freiburg, Kunstverein Freiburg und dem Kulturamt der Stadt Freiburg.
Parallel zu seiner Kinoarbeit begann er 1989 auch mit ersten filmischen Versuchen. Seit 1994 realisiert er eigene Filme, die Einladungen zu Festivals, Museen und Cinematheken u. a. in Europa, Japan, Korea, Indien, China, Kanada, USA und Südamerika erhielten.
Seit Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit gilt seine Leidenschaft nicht nur dem Film, sondern auch der Musik. Ein Schritt in diese Richtung stellt das Projekt Meer da das gemeinsam mit Telemach Wiesinger für das ECLAT Festival 2004 in Stuttgart mit einer Musik von Misato Mochizuki entstand.
Seine Werke zeichnen sich durch eine exakte oft sehr rhythmische Montage aus und extrem kurze Schnittfolgen, aus denen sich Bildüberlagerungen ergeben, sind ebenfalls ein gern verwendetes kompositorisches Element.
Nach einem kurzen Umweg über Berlin lebt er seit 2006 mit Sohn und Frau in Stockholm, Schweden und Rümpel / Schleswig-Holstein.
Land: Deutschland
Jahr: 2001
Synopsis: Fontaine de Vaucluse ist ein kleiner Ort in der Provence in Südfrankreich, nahe Avignon. Bewohnt wird er nur von ein paar hundert Einwohnern, aber Millionen von Touristen kommen jährlich zur Besichtigung. Die Attraktion ist die Fontaine, jene Quelle, die als eine der mächtigsten der Welt gilt und in einer Grotte am Fuße einer mehr als hundert Meter hohen Felswand entspringt. Die meiste Zeit des Jahres fließt das Wasser von dort aus unterirdisch und gelangt erste einige Meter weiter in das Flussbett. In den Zeiten der Schneeschmelze aber schüttet die Quelle bis zu 200 Kubikmeter Wasser in der Sekunde aus. Die Grotte ist dann nicht mehr zu sehen, und über die sonst trockenen Felsen am Eingang fließt ein Wasserfall. Für den Film wurden ca. 270.000 einzelne Bilder mit zwei 16mm Kameras 'fotografiert'. Der fertige Film verwendet aus dieser Menge ca. 84.000 Einzelbilder. Die eindrucksvolle Landschaft mit ihren verschiedensten Komponenten und stetigen Lichtveränderungen, die sie zu verschiedenen Jahreszeiten zu völlig unterschiedlichen Orten werden lassen, inspirierte uns dazu, das subjektive Empfinden über das Vorgefundene in eine abstrakte Form zu übertragen, nicht abbildend, sondern sich an die Natur annährend, als Appell an die bildliche, räumliche und zeitliche Imagination. Bilder wurden zu Noten, der Film durch die Montage zu einer visuellen Komposition. Es gibt keine Statements, keine Befragungen von Einwohnern oder Touristen. Die Menschen bleiben wie das Wasser im Fluss ein einziges Fließen und Strömen. Thomas Gerwin komponierte für den Film eine Musique concrète, der ausschließlich vor Ort aufgenommene Originaltöne zugrunde liegen. Das Material wurde digital weiterverarbeitet: geschnitten, geloopt, gefiltert, überlagert, verdichtet, gestrecht, herumgedreht, getriggert und als, zum Teil winzige Klangpartikel auf vielfältige Weise am Sampler und Mischpult bearbeitet. Die Rhythmen der entstandenen musikalischen Pattern sind dabei direkt dem Wasser, dem Wind und den Menschenstimmen abgelauscht. Der komponierte Klang vertont die Bilder nicht eins zu eins, sondern interagiert mit ihnen, rhythmisiert, kommentiert und interpretiert sie. Dabei legt die Musik teilweise verborgene Strukturen offen und setzt gleichzeitig neue Akzente, bzw. webt eigene Fäden, die die Bildmuster mit musikalischer Konstruktion durchziehen und verdichten. (Wolfgang Lehmann)
Sprache: Deutsch