Riddles of the Sphinx
Werk
Rätsel der Sphinx
Großbritannien
1976, 1977
Englisch
1977
Laura Mulveys und Peter Wollens Film wirft einen psychoanalytischen Blick auf die Position der Frau im Patriarchat. Im Rückgriff auf die kritischen Schriften und Untersuchungen der Codes des narrativen Kinos beider FilmemacherInnen, bietet der Film eine alternative formale Struktur, durch die Bilder und Bedeutungen weiblicher Repräsentation im Film erwägt werden können. Der Film ist durch 3 Abschnitte und 13 Kapitel strukturiert. Bilder von Mulvey, die Geschichten um Oedipus' Begegnung mit der Sphinx in die Kamera liest, werden mit 360 Grad-Kamera-Schwenks durch verschiedene Umgebungen – vom Privaten bis ins Berufliche – kombiniert. Louise, die weibliche Protagonistin der Narration, wird durch fragmentierte Bilder und Dialoge repräsentiert – ein Versuch, konventionelle Erzählstrukturen zu durchbrechen, die Frauen im Mainstreamkino als Objekt darstellen und fetischisieren. Dies kann als formale Entwicklung der Lacanschen Analyse verstanden werden, die Mulvey in Aufsätzen wie 'Visual Pleasure and Narrative Cinema' (1975) auf das weibliche Bild im Film angewandt hatte. Riddles of the Sphinx versucht durch eine Vielzahl weiblicher Stimmen und Blickwinkel eine neue Beziehung zwischen dem Zuschauer und dem weiblichen Subjekt herzustellen. Im Gegensatz zur erklärenden Autorität eines konventionellen Voice-Overs bringt der aus verschiedenen Stimmen von Louise, ihren Freundinnen und Arbeitskolleginnen zusammengesetzte Dialog eine veränderbare, mehrdeutige Vielheit von Bedeutungen in den Film ein. Auch andere Stimmen und Bilder, die außerhalb der filmischen Narration stehen, hinterfragen und unterbrechen vorgeschriebene Bedeutungen und Symbole der Frau dies- und jenseits der Leinwand; vom mythologischen Enigma der Sphinx bis zu Auftritten der Künstlerin Mary Kelly und Mulvey höchstpersönlich. Wie Mulvey selbst es beschreibt, „ist das wiederkehrende Motiv eine ständige Rückkehr zur Frau, nicht im Sinne eines visuellen Bildes, sonder als ein Subjekt der Untersuchung, ein Inhalt, der nicht innerhalb des ästhetischen Rahmens behandelt werden kann, der durch die traditionelle filmische Praxis bestimmt wird.“ Lucy Reynolds